„Auf unsrer Wiese gehet was …“ (3)

Projekt: Storch

Mathematische Bildung – Naturwissenschaftliche Bildung – 1-3 Jahre

„Heike, ich habe heute einen Storch gesehen! Er war ganz weit oben in seinem Nest!“

Ich bestätige und strecke mich ganz langsam so weit ich kann und spreche dazu: „Sooooo hoch ist das Nest!“ und hocke mich hin: „Und so klein sind wir!“

Die Kinder nehmen zunehmend bewusster die verschiedenen Größen wahr und differenzieren in klein und groß. Das Bauen mit Bausteinen lebt gerade nicht besonders in der Gruppe – ein guter Grund, diesen Inhalt mal wieder ein bisschen ins Spiel rein zu „schupsen“. Ich weiß, dass einige Kinder schon sehr gut Türme aus den verschiedensten Bausteinen bauen können. Mal gelang dies sehr gut und der Turm wurde etwas größer – mal fiel er beim vierten Baustein schon um.

Ich habe das Bauen wieder aufgegriffen, denn ich hatte eine Idee, wie ich den Kindern spielerisch verschiedene Größen darstellen kann. Ich wollte erreichen, dass die Kinder erkennen, wie hoch doch so ein Storch in seinem Nest wohnt und wie klein ein Haus im Vergleich dazu ist.

Deshalb sammelte ich spontan Bausteine, Holzhäuser, Bäume in einer Kiste zusammen. Für das Nest nutzte ich ein Teil von einer Ritterburg. Leider hatte ich so spontan keinen Storch zur Verfügung, sondern nur eine Ente, die auch vom Größenverhältnis her passte.

Die Kinder schauten mir die ganze Zeit zu. Sie liefen mir beim Einsammeln der ganzen Dinge hinterher und halfen mir, alles in die Kiste zu legen. Ich lies sie ihre neugierigen Fragen stellen, aber gab nur ein Lächeln als Antwort.

Nach ca 5 min Einsammeln konnte ich beginnen. Ich nahm einen großen Bogen weißes Papier und setzte mich auf den Fußboden. Die Kinder setzten sich ohne einer Aufforderung meinerseits dazu. Sie waren neugierig auf das, was ich als Nächstes machen werde. Ich malte auf das Papier eine Straße/Kreuzung. Auch hier beantwortete ich nicht die Frage: „Was malst du Heike?“, sondern ich ließ sie die Antwort wortlos allein heraus finden. Sie erkannten eine Straße und eine Kreuzung. Ich benannte den Ort, in welchem die Straße lang geht. Auf meine Frage, wer denn in diesem Ort wohnt, flogen viele Hände mit einem begleiteten „IIIIIIIch!“ in die Luft. Ich ließ die Kinder ein Haus aus der Kiste heraus nehmen und sie suchten sich eine Stelle an der Straße aus, wo sie ihr Haus hinstellen wollten. Danach verteilten wir gemeinsam die Bäume an der Straße.

Nun sang ich kurz das Lied: „Auf unsrer Wiese gehet was!“ an und summte es dann weiter. Nebenbei baute ich einen Turm aus den übrigen Bausteinen. Ich begleitete meine Handlungen nebenbei mit den Worten, dass da ganz oben das Nest vom Storch darauf kommt und setzte das Teil der Ritterburg als Nest auf den hohen Turm. In dieses Nest legte ich nun die Teile und Streifen des Moosgummis, das ich für das Memory verwendet hatte. Damals beim Anfertigen des Memorys übte sich ein Kind nebenbei im Schneiden und hatte lauter Moosgummischnipsel „hergestellt“. Diese nutzte ich nun als Baumaterial für das Nest des Storches. Zuguterletzt kam auch schon der Storch angeflogen und landete zufrieden in dem hohen Nest. Natürlich bekam ich von den Kindern mehrfach den Hinweis, dass dies eine Ente und kein Storch sei 😉 Ich gab ihnen natürlich lobend recht und erklärte, dass wir bei unserem Spielzeug leider keinen Storch dabei haben und ich deshalb die Ente wählte, da sie ja auch fliegen kann.

Ich erklärte den Kindern anhand der kleinen Häuser und des hohen Turmes, wie weit oben der Storch in seinem Nest wohnt. Auf Fotos und in Büchern hatten die meisten so einen Storchenhorst schon mal gesehen und wussten wie er aussieht. Dennoch waren vor allem den jüngeren Kindern die verschiedenen Größen von Haus und Storchennest nicht bewusst. Einige Kinder, die den Storch schon einmal im echten Dorf draußen in seinem Nest gesehen haben, hatten schon genauere Vorstellungen von den verschiedenen Höhen.

Begeistert von unserem eigenen kleinen Dorf mit seinen Straßen, Häusern und Bäumen auf Papier übernahmen die Kinder zunehmend das Spiel. Häuser wurden „abgerissen“ und an anderer Stelle wieder hingestellt, der Horst fiel um und die Kinder übten sich im übereinander Stapeln vieler Bausteine. Manche ganz vorsichtig, manche noch sehr grobmotorisch. Jedes Kind, das bei dem Spiel dabei war, erreichte seine individuellen Ziele im Bauen und/oder im nicht Aufgeben …

Ich zog mich nun langsam zurück und „übergab“ wortlos das Spiel den Kindern. Immer wieder bauten sie das Nest auf einem Bausteinturm neu auf, flogen mit dem „Storch“ durch das Zimmer und landeten wieder. Häuser und Bäume wurden immer wieder umgestellt und umsortiert.

Ein Junge holte sich ein Auto, da er damit über die Papierstraße fahren wollte. Auch eine Kuh wurde noch dazu gestellt.

Während des Spielens sah er mich plötzlich verwundert an und sagte: „Heike, das Auto ist viel zu groß neben dem Haus.“ „Da hast du recht!“, lobte ich ihn. Wortlos stellte ich die Kuh neben sein Auto und sah ihn an. „Die ist auch zu groß!“, sagte er.

Zustimmend lächelten wir uns an und schoben beide die Autos weiter über die Straße.

Heike von 

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